Du fragst Dich, was Chi sein soll?

Und warum hier von Auftanken gesprochen wird? 

Dieser Blogartikel zum Thema Yoga ist gemeinsam mit meiner jüngsten Schwester Steffi entstanden. Dabei konnte sie nie so recht etwas anfangen mit Yoga. Warum sie nun sogar selbst Yoga unterrichtet und wie ihr Weg dahin war? Das alles habe ich Steffi gefragt!

 

 

War Yoga schon immer etwas, das Dich interessiert hat?

Nein, überhaupt nicht! „Sport ist Mord“, das war jahrelang mein Motto. Die einzige Bewegung, die ich gemacht habe, war Stiegen steigen, aber auch nur, weil ich Angst vor Aufzügen habe.  Noch dazu tat ich mir bei Anstrengung beim Atmen sehr schwer. Das lag wohl daran, dass ich mindestens 20 Zigaretten am Tag geraucht habe. Für mich gehörte das zum perfekten Genuss dazu, beim gemütlichen Zusammensitzen mit Freunden bei einem Glaserl Wein. 

2018 beschloss ich mit dem Rauchen aufzuhören. Warum? Weil mir klar geworden ist wie sehr es meinem Körper schadet. Das Geld, das ich bis dato für Zigaretten ausgegeben hatte, wurde nun in Sport investiert. Los ging’s zu diversen Gruppentrainings, wie Bodywork, Pilates, Jumping Fitness usw. Am Stundenplan stand auch Yoga, auch das habe ich ein paar Mal probiert.

 

 

Das heißt, statt zur Zigarette greifst Du jetzt zu Deiner Yogamatte?

Nicht ganz. Damals konnte ich dem „mentalen Aspekt“ bzw. dem „auf der Matte ankommen“ nur wenig abgewinnen. Mir reichten die Dehnübungen aus. Und dass ich jemals so beweglich sein könnte wie Andere, passte überhaupt nicht in meine Vorstellung.

Immer wieder verglich ich mich mit anderen Teilnehmern und mein Kopf spulte immer wieder die gleichen Worte ab: „Geh bitte, das schaffst Du doch eh nie. Hör‘ gleich auf, es ist anstrengend und anstrengend ist doof.“ So habe ich Yoga länger wieder auf Eis gelegt.

 

 

Wie bist Du dann wieder zum Yoga gekommen?

Das Jahr 2020 brachte für uns alle gewaltige Veränderungen mit sich. Ich fand einen positiven Nutzen in den Lockdowns, indem ich mir nun endlich Zeit für mich selbst nahm und Neues ausprobierte. Online-Yoga und Meditation halfen mir sehr hinsichtlich meiner chronischen Unzufriedenheit in der Arbeitswelt.

2021 musste ich aufgrund einer Überbelastung meines Knies eine 4-monatige eine Zwangspause einlegen. Diese Nachricht schockierte mich so sehr, dass erstmal Frustfressen an der Tagesordnung stand! Nach zwei Wochen hatte ich den Antrieb, aus diesem alten Muster auszusteigen. Ich beschäftigte mich mit Persönlichkeitsentwicklung und hatte eine tolle Physiotherapeutin, die mich auch mental stärkte. Bei ihr fühlte ich mich pudelwohl, trotz der anstrengenden Übungen. Und ich lernte, wieder positiv in die Zukunft zu blicken.

 

 

Hat Dich Deine Knieverletzung in Deiner Yogapraxis beeinträchtigt?

Rückblickend bin ich für meine Knieverletzung, die schlussendlich ganze 9 Monate dauerte, sehr dankbar. Mein Knie ist heute mein ganz persönlicher Wachhund, oder sollte ich es besser Achtsamkeits-Coach nennen? 🙂  Es meldet sich, wenn ich übertreibe, und korrigiert mich in vielen Übungen oder Asanas. In diesen Momenten bedanke ich mich liebevoll und achte vermehrt auf meine Kniestellung, automatisch korrigiert sich auch der restliche Körper mit.

Während meiner Verletzungsphase habe ich ein Yoga-Studio für mich entdeckt, das mich so sehr angesprochen hat, dass ich dort eine 100 Stunden Vinyasa Power Yoga Ausbildung online absolvierte. Danach ging es weiter mit Aerial Yoga, Entspannungstraining, Fitnesstraining, Pilates, Sport-Mentaltraining, und aktuell bin ich mitten in einer 200 Stunden Flow Yoga Multi Style Ausbildung.

An so manchem Ausbildungs-Wochenende durfte ich meine Komfortzone verlassen. Das liest sich jetzt so leicht. To be honest: da sind Tränen geflossen, der Grant auf mich selbst war sehr groß, ich wollte alles hinschmeißen. Da erinnerte ich mich, dass hier „nur“ das trotzige, innere Kind zu mir spricht. Durch all diese Herausforderungen durfte ich innerlich mehr und mehr wachsen.

 

 

Das klingt nach sehr tiefgehenden Erfahrungen.

Was hat sich dadurch für Dich in Deinem Leben geändert?

Durch Yoga hat sich der Spruch „Sag‘ niemals nie!“ auch in meinem Köpfchen manifestiert. So lebe ich es auch. Früher hätte ich mir NIE erlaubt, ganz einfach immer wieder neue Dinge auszuprobieren, jetzt tue ich es einfach. Wenn’s mir taugt, wird’s weiter gemacht und ansonsten eben nicht.

Das Coolste ist, dieser Prozess verläuft mittlerweile ohne Wertung meinerseits. Eher ist es liebevolles annehmen und akzeptieren und vor allem in sich reinspüren was sich gut anfühlt. 

Ganz ehrlich, vor ein paar Jahren hätte ich NIEmals gedacht jemals eigene Videos auf YouTube hochzuladen oder eine Facebook-Gruppe zu haben. Auch das Anleiten von Yoga vor einer Gruppe war zu Beginn völliges Neuland. Doch ich hab den Schritt gewagt. Dass hier online viel möglich ist, war in den Zeiten der Lockdowns super für mich. Nachdem dies nun seit einiger Zeit gut läuft und ich viele tolle Rückmeldungen bekommen habe, gibt es nun meine Trainings über eine Online-Plattform zu buchen. 

 

 

Wie würdest Du beschreiben, was Yoga den Menschen geben kann?

Yoga ist für mich so viel mehr als auf der Matte rumzuturnen und Positionen mit lustigen Tiernamen einzunehmen. In all den Techniken und Stilen liegt der Fokus immer auf dem Menschen selbst.

Mir war lange Zeit der tiefere Grund der Asanas (das sind die Körperübungen im Yoga) nicht bewusst. Mein Aha-Moment war, als ich selbst erlebte, wie sich dadurch Verspannungen und Blockaden im Körper lösen. Die Energie in meinem Körper konnte wieder frei fließen und es war eine völlig neue Erfahrung, in dieser inneren Verbundenheit zu meditieren. Was das ganz konkret an Nutzen im Alltag bedeutet, durfte ich erfahren, als ich wegen meiner Knieverletzung zum MRT musste. Ich war sehr nervös und in meinem Kopf spielten die Gedanken vor dieser Untersuchung verrückt. Doch mit Hilfe einer Atemmeditation blieb ich ruhig und entspannt und war überrascht, dass die Zeit so schnell vorüber war.

Mit Yoga bringen wir die Aufmerksamkeit zu uns, zu unserem Körper und dürfen mit ihm kommunizieren. Ein liebevoller und achtsamer Umgang mit uns selbst, sowohl körperlich, als auch mit den eigenen Gedanken. Etwas, das wir im Alltag anwenden dürfen und wo wir oft darauf vergessen.

All das, und dass ich das Wörtchen „NIE“ (wäh da ist es schon wieder …) nicht mehr in meinem täglichen Sprachgebrauch habe, mich aus meiner Komfortzone raus wringe, und das Konkurrenzdenken (das von mir selbst herangezüchtet wurde) ablegen durfte, das macht Yoga für mich aus.

 

Und was hat es denn nun genau mit dem Chi tanken auf sich?

Unser Körper wird durchflutet von unserer Lebensenergie – Qi oder Chi, oder auch Prana genannt. Ohne Chi gibt es keine Lebensenergie, keine Bewegungen und keinen Ausdruck der Emotionen, wie zum Beispiel ein Lächeln. 

Gemäß der Philosophie der TCM gewinnen wir Lebensenergie einerseits aus unserer Verdauung und andererseits aus unserer Atmung. Die Lunge ist als „Meisterin des Chi“ für die Verteilung unserer Lebensenergie verantwortlich.

Für eine optimale Funktion unserer Lunge ist Bewegung wichtig und eine nicht zu oberflächliche oder zu flache Atmung. Im Yoga gibt es sehr viele Atemtechniken, das heißt wir arbeiten sehr viel mit der Atmung. Eine Synchronisation von Atmung und Bewegung ist das Ziel. So werden Verspannungen am besten gelöst.

 

 

Danke, Steffi!

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