Die Lüge mit dem Positiv denken

Wie oft hab ich darüber gehört, mir sogar Bücher zu dem Thema „positiv denken“ gekauft. In der Theorie klingt es ja super: das was ich denke, das zieh ich in mein Leben. 

Ja, das stimmt auch. Wenn man das Ganze mal umgekehrt betrachtet: wenn man nur pessimistisch ist, wenn man denkt dass gar nichts funktioniert, dass alles nur schlecht ist, wenn man an Nichts und Niemandem (nicht mal an sich selbst…) ein Fünkchen Positives entdeckt, dann sind Freude und Spaß wohl wenig an der Tagesordnung.

Wenn man nur positiv denkt, kann man vielleicht auf eine Art und Weise eine angenehme Welt für sich erschaffen. Nur, dies kann leicht zu einer Falle werden und irgendwann wie eine große Kaugummiblase einfach zerplatzen.

 

Das Problem kommt dann, wenn wir mit dem positiven Denken (unbewusst) vor etwas davon laufen

Wenn wir uns nur auf das Positive konzentrieren, blenden wir alles Andere aus.

Wie ich das meine?

Ich habe kürzlich eine Geschichte gelesen. Es ging darum, dass die Autorin große Hoffnungen in etwas gesetzt hatte und so sehr enttäuscht wurde. Sie beschrieb, was andere Personen in ihren Augen alles an Fehlern gemacht hatten. Und dass sie nur versuchen kann, positiv zu denken, damit nun alles gut wird…

Bei sich selbst mal genauer hinschauen, ist sehr oft nicht die 1. Wahl.  Einfacher ist es, dem Außen die Schuld zu geben. 

Ich nehm mich definitiv nicht aus von solchen „Lösungen“. Denn bei sich selbst hinzuschauen kann auch ganz schön unangenehm sein. Es kann kurz mal die ganze Welt ins Wanken bringen, wenn man sich bei schon ewig gelebten Selbstlügen ertappt. 

Doch nur dann kann man sich endlich daraus befreien.

 

Eine Geschichte zu dem Thema mit meinem Pferd:

Als mein Pferd 27 Jahre war, standen wir in einem Stall mit tollen Reithallen und Trainingsmöglichkeiten. Doch für seine Bedürfnisse, wie zB eingeweichte Heucobs zum Zufüttern, war das Angebot in dem Stall nicht vorhanden. Für mich bedeutete es richtig Stress, täglich vor Ort zu sein und mich zu kümmern. Auf Dauer ging das neben Job usw ganz schön auf die Substanz. 

Ich fand einen Stall, mit individueller Betreuung für „Pferdeoldies“ und übersiedelte mein Pferd. 

Ich hätte nun einfach positiv denken können. Hatte ich doch das Bestmögliche für mein Pferd gefunden, und ich bemerkte, dass von den Stallbesitzern von Beginn an auch wirklich das gehalten wurde, was versprochen wurde. Da war ganz eindeutig viel Erfahrung, Wissen und vor allem auch ganz viel Pferdeliebe.

Ich hätte mich endlich erholen und aus der Verantwortung nehmen können. Schließlich hatte ich pro Strecke eine ganze Stunde Fahrtzeit in den Stall und es war vereinbart dass mein Pferd volle Versorgung bekommt.

Nur: mein Pferd kannte keiner so gut wie ich. Schließlich waren wir 18 Jahre ein Team und waren durch viele Höhe und Tiefen zusammen gegangen. Mir konnte es viel früher auffallen, falls etwas nicht passte für ihn. Und das hätte ich angesprochen, um eine Lösung gemeinsam mit den Stallbetreibern zu finden. 

So war es für mich vollkommen klar, gerade in der Eingewöhnungszeit, immer wieder vor Ort auf mein Pferd zu schauen. Und ihn natürlich zu verwöhnen: Massagen, Kraulen, Craniosacralarbeit, und alles was mir einfiel, das ihm in seinem Alter und seinen Gesundheitsthemen half. Allein von positiv denken hätte mein Pferd nicht so oft sein Körperarbeits-Genießer-Näschen entspannt gekräuselt und so richtig genussvoll gegähnt („Beweisfotos“ s. nachfolgend 😂).

 

Ich denke also weiter positiv.

Grad in Zeiten wie diesen, wo sich die Negativ-Schlagzeilen überschlagen.

Doch ich flüchte mich nicht in eine „Positiv-Denken-Bubble“.

 

Wie stehst Du zu dem Thema?