Wo finde ich Frieden, wenn alles rundherum im Ausnahmezustand ist?

Wie geht es Dir? Die letzten beiden Jahre fühlen sich für mich an, als ob wir Menschen von einem Angstthema in das Nächste nahtlos wechseln. Inmitten dessen in meiner Energie und Kraft zu bleiben war und ist für mich eine große Herausforderung. Um das zu schaffen, bin ich sehr dankbar für die Welt der Energiearbeit und alle „Werkzeuge“ die ich in meinen Ausbildungen lernen durfte.

Gerade was in den letzten Tagen passiert, ist schrecklich. Bilder, die mich an das erinnern, was meine Oma mir von den Kriegszeiten erzählte. Besorgte Menschen, die in Österreich arbeiten und ihre Lieben und Kinder zuhause nur 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt wissen. Stichworte, die meine persönlichen Ängste schüren. Tschernobyl ist eines davon. Als der Unfall 1986 passierte, war ich in meinem letzten Kindergartenjahr. Mich beschäftigte das Thema sehr, nicht nur weil das Gemüse aus unserem Garten plötzlich nicht mehr gesund war und weil ich nicht am Sandhaufen spielen durfte. Auch wenn ich nicht richtig verstand, worum es geht. Aber wissen wir das in den heutigen Zeiten immer worum es wirklich geht? Was ist wahr, was ich falsch, wer ist gut, wer ist böse, was ist die Wahrheit?

 

Mir ist alles zuviel

Wie geht es Dir mit all dem? Wie geht es Dir, wenn Du all die Ängste um Dich herum wahr nimmst? Ich tendiere dazu, mich vollkommen überfordert und ausgebrannt zu fühlen. Diese Verzweiflung darüber was passiert, Ungewissheit und Sorge was noch kommen wird. Diese Ohnmacht und Hilflosigkeit rauben mir in manchen Momenten jede Energie und ich fühle mich wie gelähmt. Ohne jede Perspektive. Es fühlt sich falsch an, Glück und Freude zu empfinden. Denn, dürfen wir das denn angesichts von all dem Leid das auf der Welt herrscht?

Aus diesem Zustand auszusteigen ist nicht einfach. Es ist wie eine Spirale, die sich immer weiter abwärts dreht. Immer mehr zeigen sich schlimme Schicksale und persönliches Leid. Immer mehr verstärkt sich die eigene Angst.

 

Doch: möchten wir nicht alle da sein für andere Menschen und für unsere Tiere? 

Wenn wir völlig kraftlos und ohne Energie nur noch irgendwie funktionieren, ist da keine Kraft um für Andere da zu sein. Steige ich ein in diese dunkle Abwärts-Spirale der Angst? Nähre ich noch mehr das riesige Angstfeld, das auf unserer Erde herrscht? Möchte ich das wirklich?

Was bedeutet es, wenn ich aus diesem Angstfeld aussteige? Wenn ich meinen Blick auf etwas Anderes richte, wie das fröhliche Lied das soeben ein Vogel vor meinem Fenster zwitschert. Lebe ich dann nicht in einer „eigenen Welt“? Bin ich dann nicht völlig realitätsfremd? Verschließe ich meine Augen vor der Realität wenn ich mich von all der Berichterstattung, den Diskussionen und Bildern in den Medien weitgehend fern halte? Für mich kommt hier ein klares Nein. 

 

Für mich geht es darum, bewusst zu sein und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen

Das heißt für mich: gut für mich selbst zu sorgen, Verantwortung über mich selbst zu übernehmen. Mich nicht von Angst, Gedanken und alten Mustern aufhalten zu lassen. Bewusste Entscheidungen treffen, anstatt in Reaktionen gefangen sein. Wie oft reagieren wir in Situationen und bereuen es? Wie oft verletzen wir sogar geliebte Menschen, obwohl es in Wahrheit das Letzte ist, das wir wollen? Wie oft lassen wir all die tief versteckten Trigger-Mechanismen in uns unser Leben bestimmen, anstatt bewusst zu entscheiden? Wie oft verletzen wir uns selber, weil wir uns vor unserer Selbstverantwortung drücken? 

Bewusst zu sein heißt für mich auch, dem eigenen Körper das zu geben was ihm langfristig gut tut. Oder noch viel mehr: den eigenen Körper nicht damit zu belasten, was ihm nicht gut tut. Das fängt mit Kleinigkeiten an: Zucker um die Nerven zu beruhigen, mal schnell eine Zigarette, die Flucht in Alkohol,…

Ich nehme mich nicht aus: Gerade wenn ich in einer sehr belastenden Situation bin, könnte ich Süßes in rauen Mengen in mich hinein stopfen. Nur, ich weiß genau was das mit meinem Körper macht. Wir alle wissen das, wenn wir nicht wegschauen. Nicht mein Körper verlangt das Süße, sondern das was ich so krampfhaft ganz tief in mir selbst verstecke und am Liebsten niemals anschauen würde. Die Wut, der Ärger, die Ohnmacht, das Gefühl des Falsch-seins, das Gefühl ungerecht behandelt zu werden,… So schön ist es dann, sich selbst zu sagen, dass man ja nicht anders kann. In der Opferrolle ist es zwar nicht angenehm, aber aus dieser heraus zu steigen erfordert Mut.

Nein, nur weil wir gesünder essen, wird der Krieg nicht aufhören. Leider.

Nur: Wie weit bringt uns denn dieses ewige „uns selbst klein machen“, uns betäuben und uns selbst zu schaden? Glaub mir, ich bin absoluter Profi darin, das zu tun. Und genau deshalb weiß ich, wie wichtig es ist, endlich daraus auszusteigen. Sich endlich aus der Haltung des von Außen getriebenen Opfers zu befreien. In Wahrheit sind es die eigenen unterdrückten Themen, mit denen wir uns selbst gefangen halten. 

 

Wir HABEN eine innere Wahlfreiheit

Und JA….ich weiß genau, was jetzt alles an „ABER“-Argumenten hochkommt. Ich sage auch nicht, dass es uns immer leicht gemacht wird. 

Aber langfristig gesehen können wir unsere Gesellschaft, unsere Erde, nur verändern wenn wir uns nicht weiter selbst belügen. Wenn wir uns nicht weiterhin erzählen, wie arm und hilflos wir sind. Wenn wir den Mut haben, auf Veränderungen zuzugehen anstatt uns in unserer Komfortzone zu verstecken. Wenn wir hinschauen zu dem, was wir JETZT machen können, und wenn es nur ein kleiner Schritt ist. Wenn wir den ständigen Kampf aufgeben gegen das Außen und vor allem gegen uns selbst. Wenn wir den Mut haben zu VERTRAUEN, MENSCH SEIN und GEMEINSCHAFT. 

FÜR ANDERE DA SEIN.
Damit wir das schaffen können, müssen wir den Mut haben, uns selbst VOLL UND GANZ zu LEBEN.
Leben statt nur zu funktionieren, durch das Grau der Ängste hindurch.

Der Friede beginnt in uns.
Lasst uns ein Stückchen Licht in die Dunkelheit bringen.

There is a crack in everything
That’s how the light gets in
 
(Leonard Cohen in seinem Song Anthem)